Sonntag, 10. November 2019
Vivat virtus et pereat mundus!
2007 war Bayern beim Nichtraucherschutz Vorreiter in der Bundesrepublik gewesen, das Rauchverbot in Gastwirtschaften war total und ausnahmslos. Bei den Landtagswahlen 2008 mußte die CSU dann drastische Verluste hinnehmen, nicht zuletzt wegen des kompromißlosen Rauchverbots. Gott, der brennende Dornbüsche und also Rauch liebt, hatte auf seine CSU als Strafe seine Geißel herabgeschickt, die FDP.
Die neue Landesregierung lockerte die Regelung, nun durfte in Bier-, Wein- und Festzelten wieder geraucht werden, ebenso in Eckkneipen mit einer Fläche von bis zu 75 Quadratmetern. Auch in Nebenräumen von Restaurants und in Diskotheken wurde das Rauchverbot aufgehoben.
Die ÖDP leierte daraufhin ein Volksbegehren an, wobei sie von der SPD und den Grünen unterstützt wurde.
Ich habe damals gegen ÖDP, SPD und Grüne gestimmt. Zwar weiß ich es zu schätzen, daß mir im Speiselokal keiner mehr Rauch über das Schnitzerl bläst, ich schätze es aber auch, daß ich in einem Café zum Kaffee eine Roth-Händle rauchen konnte. Am Eingang zu den Orten des Lasters hingen vor dem Volksentscheid gut sichtbare Schilder, die diese verräucherten Höhlen als Rauchlokale auswiesen. Jeder, der diese (eh ziemlich seltenen) Lokale nicht betreten wollte, konnte hohnlachend an ihnen vorbei gehen.
Nachdem also eine milde und weise bayerische Staatsregierung ein Nichtraucherschutzgesetz verabschiedet hatte, das generell das Rauchen in Lokalen verbot, dabei aber Ausnahmen zuließ, hat der Theologiestudent Sebastian Frankenberger aus Passau

einen Volksentscheid durchgedrückt, demzufolge es keine Ausnahmen mehr gibt. Dafür wird er - wenn es denn einen Guten und Gerechten Gott gibt - dereinst in der Hölle schmoren. Er wird dort nicht in siedendem Öl gebraten werden, es werden ihm vielmehr eine ganze Ewigkeit lang tabakrauchende Hilfsteufel Zigarettenrauch ins Antlitz blasen.
Wie gesagt, es geht bei der ganzen Debatte nicht um Rauchen oder Nichtrauchen, obs nämlich edler im Gemüt sei, sich eine Fluppe zwischen die Zähne zu schieben oder, sich wappnend gegen eine Flut von Versuchungen, das Rauchen enden. Es geht vielmehr darum, daß eine Horde arroganter, selbstgerechter Grawolzen (1) anderen Leuten vorschreiben will, was diese zu tun und zu lassen haben.
Die Hybris ist eine der Todsünden. Der Gott, der Tabakspflanzen wachsen ließ, wird dem Frankenberger diese Todsünde niemals verzeihen.
Das totale Rauchverbot kostet nämlich Menschenleben.
In etlichen Jahren wird man in einer wissenschaftlichen Studie feststellen, daß die Lebenserwartung der bayerischen Raucher deutlich gesunken ist. Das wird den Wissenschaftlern Rätsel aufgeben, da gleichzeitig der Tabakkonsum insgesamt zurückgegangen sein wird. Ob schließlich einer auf die naheliegende Erklärung kommen wird?
Vier-, fünf-, sechsmal pro Stammtischabend aus dem überheizten Lokal raus vor die Tür, dort jeweils ein, zwei Zigarettenlängen in der Eiseskälte stehen, denn den Mantel läßt du besser im Lokal, sonst machst du dich nur als Zechpreller verdächtig. Und dann zurück in die Wirtschaft mit ihren sommerlichen Temperaturen. Und so kommt es, daß es den Mitterwieser Xare, der nach altem Familienbrauch 75, 80 Jahre alt geworden wäre, schon mit 55 wegen einer fiebrigen Erkältung derlaibelt.
Heute gilt, daß das Betäubungsmittelgesetz gefährlicher ist als die Droge, morgen wird gelten, daß das Rauchverbot verheerender ist als das Rauchen.
Aber gut, so wird immerhin das Rentenproblem durch die Vertilgung des Ahndls gelöst.
Vivat virtus et pereat mundus! - Es lebe die Tugend und möge darob die Welt zuschanden werden!



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(1) Das wesentlich treffendere Wort "Arschlöcher" habe ich, um des lieben Friedens willen, wieder gelöscht. Es soll mir keiner nachsagen können, ich sei ein saugrober Lackl, obwohl ich es natürlich bin.

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